PCM, der How-to-Guide zum Entschlüsseln der Black Box Mensch
Wie die Entdeckung der Antreiber zu einer Entwicklung des Process Communication Model führte und wie unsere kommuniktorischen Verhaltensweisen tiefe Einblicke in die menschliche Persönlichkeit ermöglichen.
Stellen wir uns mal folgende Alltagssituation der Führung vor:
Ein Abteilungsleiter, der bekannt und geschätzt für seine strukturierte und zielorientierte Arbeitsweise ist, hat sein wöchentliches Jour Fixe mit seinem Mitarbeiter. Dieser ist ein sehr ruhiger aber überaus kreativer Experte in der Produktentwicklung. Thema auf der Agenda ist die aktuell etwas stockende Ideenfindung für ein neuer Produkt. Der Abteilungsleiter, der in seiner Führungsausbildung gearde neue Coachingtechniken erlernt hat, möchte diese auch gleich einsetzten und stellt seinem Mitarbeiter folgende zirkuläre Frage: „Wie wäre es wenn wir mal hypothetisch so tun und Ihren besten Produktentwickler im Urlaub anrufen und ihn nach seinen ersten drei spontanen Gedanken zum neuen Produkt fragen würden? Was würde er uns antworten?“. Die Reaktion des Mitarbeiters ist ein weiter Blick aus dem Bürofenster in die Ferne. Er beginnt wie folgt zu antworten: „Diese Vorstellung […] ihn im Urlaub anzurufen […] macht mir ein komisches Gefühl […]. Trotzdem […und in dieser Pause schließt er die Augen …] stelle ich mir vor […]…usw.“. Der Abteilungsleiter beginnt nun in langen Sätzen zu erklären, dass es nur eine hypothetische Frage sei und er über den Wechsel der Perspektive und und und zu einer Lösung kommen will.
Was die beiden nicht wissen ist, dass sie bereits Antreiberverhalten zeigen – ein Zeichen von leichtem Distress. Ihr konstruktives Denken hat sich eingetrübt. Wenn nicht einer der beiden an dieser Stelle sein Sprachmuster ändert, dann ist negatives Verhalten die Folge. Und das ist vorhersagbar, wenn man sich typischen Kommunikationsmuster anhand von Wortwahl, Tonfall, Gestik, Mimik und Körperhaltung der beiden ansieht.
Solche oder ähnliche Gespräche finden jeden Tag zu tausenden statt. Und einige davon verlaufen tatsächlich negativ. Doch was sind die Gründe dafür? Wie spielen die Antreiber hier hinein? Was sagen mir solche Gespräche und ihre typischen Verhaltensausprägungen dabei über die Persönlichkeit aus? Und: wie kann ich solche Gespräche positiv gestalten?
Die Antreiber – vom klinischen Konzept zur Anwendung im Management
Dr. Taibi Kahler, amerikanischer Psychologe und Transaktionsanalytiker, entdeckte anfangs der 1970er Jahre in seiner klinischen Ausbildung fünf Verhaltensmuster – beobachtbar anhand von Wortwahl, Tonfall, Gestik, Mimik und Körperhaltung – die er Antreiber nannte. Diese Verhaltensmuster können sowohl introjiziert (Ich muss…) als auch projiziert (Du musst…) auftreten.
Er erkannte folgendes Muster: “Gleichgültig, ob das Verhalten eines Patienten die Diagnose Psychose, Neurose, Persönlichkeitsstörung oder einfach nur ganz normales Fehlverhalten nahelegte, unmittelbar vor einem Ausbruch von Distressverhalten zeigten die Patienten sehr kurze Verhaltensmuster, die wie Abwehr aussahen.“ (Taibi Kahler, Process Therapy Modell S. 20)
Wissenschaftlicher Hintergrund seiner Arbeit sowohl am Miniskript als auch der Weiterentwicklung zum Process Communication Model waren die Verhaltenspsychologie sowie Konzepte aus der der Transaktionsanalyse von Eric Berne und seinen Schülern.
Weitere Forschungen zeigten Kahler, dass diese Antreiber der Einstieg in eine Aufeinanderfolge von Distressverhalten waren, die er damals Miniskript (heute Distresssequenz) nannte. Diese Distresssequenz zeigen nicht nur Patienten, sondern treten in nicht klinischer Form auch bei gesunden Menschen auf.
Ursprünglich nahm er an, dass es bis zu 60 Varianten dieser Miniskriptsequenzen gab. Für das Konzept der Antreiber und des Miniskripts wurde Dr. Kahler im Jahr 1977 der Eric Berne Memorial Scientific Award der ITAA verliehen. Seine weiteren Untersuchungen ergaben, dass nur 6 dieser negativen Verhaltenssequenzen beobachtbar sind.
Dr. Kahlers Interesse war nun, nicht nur die negativen Verhaltenssequenzen zu beobachten sondern auch die positiven Verhaltensmuster näher zu untersuchen.
Weitere Forschungen ließen ihn menschliche Persönlichkeit als eine Schichtung von sechs Persönlichkeitstypen betrachten, die er Architektur der Persönlichkeit nannte. Bewegen wir uns in unserer Architektur, so haben wir Zugang zu all unseren positiven Verhaltensmustern (Ich ok, Du ok). Unter Stress verlassen wir diese ok – ok Haltung und zeigen unsere Antreiber, bevor wir unsere destruktiven, negativen Verhaltensmuster zeigen.
Diese sechs Persönlichkeitstypen über deren Merkmale jeder Mensch verfügt – in mehr oder weniger starker Ausprägung – nannte er Beharrer, Logiker, Empathiker, Rebell, Träumer und Macher.
Er schreibt dazu: „Meine Hypothese der Merkmale umfasste: Charakterstärken, positive Persönlichkeitsanteile und Kommunikationskanäle, Wahrnehmungsarten, bevorzugte Sozialumgebung, Führungs- und Interaktionsstile, Gewohnheiten, Gesichtsausdruck, bevorzugter Wohn- und Arbeitsplatzstil, und psychische Bedürfnisse als Motivatoren. Ich betrachtete nun nicht mehr nur ein einziges negatives Muster eines Menschen im klinischen Sinn, sondern sah jeden Menschen mit einer Persönlichkeitsstruktur aus allen sechs Persönlichkeitstypen, alle aktivierbar und zwar in einer messbaren Reihenfolge.“
Weitere Untersuchungen waren nun notwendig. Dr. Kahler wurde 1979 von Terry McGuire, dem Chefpsychiater der NASA, für den bemannten Raumflug eingeladen um an der Auswahl der Astronautenkandidaten mitzuarbeiten. Da langwierige Auswahlinterviews sich als ineffizient erwiesen entwickelte Dr. Kahler einen Fragebogen um die Persönlichkeitsarchitektur des Bewerbers zu erkennen. Dies war die Geburtsstunde des Personality Pattern Inventory – einem Instrument, das heute Process Communication Model Trainings und Beratungen als wissenschaftlich fundiertes Werkzeug begleitet.
Aus dem Miniskript und dem Antreiberkonzept wurde nun eine nichtklinische Methodologie für Kommunikation, Management und viele ander Anwenungsfelder
Sprachmuster und Persönlichkeit
Wenn wir nun vor dem Hintergrund des Process Communication Model® wie ein Profiler die Kommunikationsmuster unseres Abteilungsleiters und seines Mitarbeiters betrachten und analysieren (siehe Kasten „Die PCM Persönlichkeitstypen und Sprachmuster“), dann stellt man folgendes sehr rasch fest:
Der Abteilungsleiter hat einen hohen Anteil des Logikers in seiner Persönlichkeit. Im leichten Distress geht die Fähigkeit zum logisch strukturierten Denken verloren und er neigt zu überdetaillierten Formulierungen (Antreiber: Ich muss perfekt sein für Dich).
Sein Mitarbeiter zeigt typische Verhaltensweisen eines Menschen mit hohem Träumer-Anteil. Im leichten Distress geht die ruhige, phantasievolle Art neue Ideen zu entwicklen verloren. Stattdessen verschwimmen die klaren inneren Bilder und er empfindet, dass Gefühle und Gedanken nicht mehr von ihm sondern von außen kommen. Diesen Zustand versucht er innerlich auszuhalten (Ich muss stark sein für Dich), wird aber äußerlich immer passiver.
Wenn wir diese Erkenntnisse, die wir in wenigen Augenblicken ganz einfach durch geschulte Beobachtung von Wortwahl, Tonfall, Gestik, Mimik und Körperhaltung, analysieren, dann kann ich daraus ableiten,
wie – d.h. mit welchem Sprachmuster (Wörter, Tonfall, Satzzeichen) – ich meine nächste sprachliche Interaktion setze, um mein Gegenüber einzuladen, wieder Zugang zu seinen Stärken und Fähigkeiten zu bekommen und nicht in negatives Verhalten abzugleiten.
welche Sozialumgebung für die Interaktion mit meinem Chef oder Mitarbeiter die richtige ist.
welche Führungs- bzw. Intarktionsstile für mein Gegenüber ideal sind, um dauerhaft Leistung erbringen und Spaßß bei der Arbeit zu haben.
welche Hauptmotivatoren mein Gesprächspartner besitzt, um positiv gestärkt auch schwierige (Lebens-)Situationen zu bewältigen.
Diese und noch weitere Einblicke in die „Black Box Mensch“ ermöglichen es sowohl dem Abteilungsleiter als auch dem beschriebenen Mitarbeiter sich selbst und andere besser zu kennen, zu verstehen und diese Erkenntnisse für ein besseres Miteinander zu nutzen. Und das nur durch Anpassung meiner Sprachmuster an mein Gegenüber und eine einfache Anpassung meines Selbstmanagements.
Einfach und hoch wirksam – in jedem Moment!
Was müsste nun unser Abteilungsleiter tun? Statt langer, erklärender Schachtelsätze wäre ein direktiver Kommunikationsstil in einer OK-OK-Haltung mit klaren Anweisungen zum Reflektieren wesentlich effektiver:
„Stellen Sie sich vor wir würden rein hypothetisch Ihren besten Mitarbeiter anrufen! […] Geben Sie ihm den Auftrag, spontan seine drei ersten Ideen zum Produkt abzugeben […] Gehen Sie diese Situation für sich mal in Ruhe durch! […] Sagen Sie mir welche drei Ideen ihm einfallen würden!“
Diese direktiv-strukturierte Art der Kommunikation hilft Menschen, welche die Welt primär über die Reflexion wahrnehmen, ihre Gedankenwelt zu ordnen und ihre Phantasien nach außen mitzuteilen. Fragen hingegen, wie sie der Abteilungsleiter zu Beginn gestellt hat, sind für ihn „kommunikatorisches Gift“ und führen direkt in das negative Distressverhalten
Missing Link zu anderen Theorien und Modellen
Was Dr. Taibi Kahler mit dem Process Communication Model® aus den Antreibern heraus entwickelt hat, ist ein universell in jeder Kommunikationssituation einsetzbares Set an Konzepten und Werkzeugen. Damit ist das PCM ein Kommunikations- UND Persönlichkeitsmodell, das mit nahezu allen anderen erfolgreichen Theorien und Modellen in einzigartiger Weise verknüpft werden kann. Mit dem PCM können beispielsweise die
Situative Führung
Systemische Fragetechniken
Teamentwicklungs- und Change-Modelle
Verkaufs- und Verhandlungstechniken
Konfliktlösungsmodelle
Didaktik
u.v.a.m.
individuell auf jeden einzelnen Menschen mit ihrer individuellen Persönlichkeit zugeschnitten werden. Und das ohne sich eine Vielzahl an Modellen merken und beherrschen zu müssen. Prozesskommunikation ist somit das Missing Link zwischen all diesen Modellen und dem Individuum.
So lassen sich bereits erfolgreiche Theorien und Modelle gleichsam mit einem Turboboost versehen. Das ist besonders für bestehende Berater, Trainer und Coaches eine ideale Ergänzung ihres Leistungsabgebotes.
Erleben statt darüber reden!
Die Antreiber und auch die Prozesskommunikation sind sehr lebendige und in jedem Moment unseres Zusammenlebens sichtbare Verhaltenmuster. Daher erlebt und erlernt man Prozesskommunikation am besten in einem PCM Seminar bei einem der zertifizierten PCM-Trainer. Schon nach ein paar Tagen im PCM-Seminar ist das diagnostische Auge und Ohr der TeilnehmerInnen derart sensibilisiert, dass sie Sprachmuster und Verhaltensausprägungen den PCM Typen so gut zuordnen können, dass sie die Techniken der Prozesskommunikation unmittelbar nach dem Seminar in ihrem Umfeld und im Umgang mit sich selbst deutlich verbessert.
Überzeugen Sie sich selbst vom PCM und buchen Sie ein PCM-Seminare oder gönnen Sie sich ein PCM-Profil und ein Coaching.
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